DER JÄGER GRACCHUS IN DER EXPEDITHALLE DER ANKERBROTFABRIK

So erreichen Sie die Expedithalle der Anker-Brotfabrik,
X. Bezirk, Puchsbaumgasse 1:

Sie fahren mit der Straßenbahn Linie 6 Richtung Zentralfriedhof bis zur Haltestelle Absberggasse, gehen in Fahrtrichtung nach rechts hinauf, dann die erste links, das ist die Puchsbaumgasse, und nach 150 m sind Sie da. Oder Sie gehen vom Reumannplatz (U1) direkt die Puchsbaumgasse entlang (15 Minuten), bis zur Anker-Brotfabrik, einst der größte Arbeitgeber in Wien.


> Die Wegbeschreibung gibt es auch hier als PDF.




1891 gründeten die Gebrüder Heinrich und Fritz Mendl die Wiener Brot- und Gebäckfabrik auf dem Laaer Berg an der Absberggasse 35 im Wiener Stadtteil Favoriten. Der Standort auf dem Berg wurde deshalb gewählt, damit von dort aus die für die Auslieferung schwer beladenen Pferdefuhrwerke bequemer ausfahren konnten. Als Markenzeichen des Unternehmens wählten die Brüder Mendl 1893 den Anker, Symbol für Sicherheit und Vertrauen.

Zu Beginn wurden unter Einsatz von ca. 25 Bäckern in großen Lehmbacköfen täglich zweitausend Stück zwei Kilo schwere Rundbrote gebacken. Das Geschäft florierte und im Jahr 1900 beschäftige Ankerbrot über zweitausend Mitarbeiter, für die von den Geschäftsinhabern für damalige Verhältnisse vorbildlich sozial gesorgt wurde. In Spitzenzeiten lieferten 250 Pferdegespanne an die 150 Tonnen Backwaren aus.

In Anerkennung ihrer Dienste und Leistungen wurde den Gebrüder Mendl 1907 der k.u.k. Hoflieferantentitel verliehen, und während des Ersten Weltkrieges belieferte Anker das k.u.k. Heerkommando mit schwarzem Brot; weißes Brot wurde erst nach dem Zusammenbruch der Monarchie in die Produktion eingeführt. 1922 wurde das Unternehmen eine Aktiengesellschaft.

Bereits in den 1920er Jahren setzt man auf die Politik der starken Marke. Das „neue“ Instrument der Reklame wird eingesetzt. Farbenfrohe Plakate machen Werbung für das neue Jausengebäck. Anker kann in den 1930er Jahren weiterexpandieren und beginnt neben Brot auch Eierteigwaren herzustellen.

Auf den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 folgte die "Arisierung" des Unternehmens und die Mitglieder der Gründerfamilie mussten Österreich verlassen. Aufgrund seiner Bedeutung für die Sicherstellung der Versorgung der Wiener Bevölkerung wurde das Unternehmen von 1938 bis 1945 unter öffentliche Verwaltung gestellt. Nach der Einnahme Wiens durch die alliierten Streitkräfte wurden die Fabriken geplündert und schwer beschädigt, auch ein Teil des Fuhrparks ging verloren.

Bereits im April 1945 wird ein Notprogramm gestartet. Alliierte Mehllieferungen helfen mit, um die Versorgung der Wiener wieder aufnehmen zu können. Mitglieder der Gründerfamilie kehren zurück und Ankerbrot ist wieder im Besitz der Familie Mendl.

1965 verläßt das letzte Pferdefuhrwerk für immer das Ankergelände und eine Flotte von VW Bussen übernimmt die tägliche Belieferung.

Das Unternehmen besitzt in Österreich heute rund 180 Filialen, die meisten davon in Wien und Umgebung. Ankerbrot beschäftigt 1.800 Mitarbeiter.