RAOUL GRÜNEIS

Die Arbeit des Dirigenten Raoul Grüneis ist von der Verbindung struktureller Klarheit mit großer Ausdruckstiefe gekennzeichnet. Maßgebliches Inspirationsmoment war die Begegnung mit Sergiu Celibidache; obwohl nie sein direkter Schüler, war doch der Besuch seiner Kurse und Proben von prägendem Einfluss.

Äußerst hilfreich für das Verstehen struktureller Zusammenhänge war außerdem der Kompositionsunterricht bei Witold Szalonek, einem Schüler Nadia Boulangers, an der Berliner UdK. Daher bildet das französische moderne Repertoire auch einen Hauptschwerpunkt im Repertoire von Raoul Grüneis.

Eine herausragende Erfahrung während des Studiums war die Teilnahme an den Liedinterpretationskursen von Dietrich Fischer-Dieskau und Aribert Reimann. Sein Verständnis der Opern Richard Wagners verdankt er im wesentlichen der Arbeit als Begleiter der Kurse von Anna Reynolds und Jean Cox in Bayreuth. Während seiner Tätigkeit am Nationaltheater Mannheim unter Jun Märkl war er zudem Assistent von Donald Runnicles und Giuseppe Sinopoli bei den Bayreuther Festspielen.

Den Engagements an den Theatern Freiburg und Mannheim folgten an den Staatstheatern Oldenburg und Darmstadt Anstellungen als Erster Kapellmeister und danach als Generalmusikdirektor in Regensburg. Ab der Saison 2011/12 wird er als Generalmusikdirektor die Staatsoper Istanbul leiten.

Als Gastdirigent arbeitete Raoul Grüneis mit dem Deutschen Symphonieorchester, der Staatskapelle Weimar, den Berliner Symphonikern, dem Deutschen Kammerorchester Berlin, dem Orchestre de Chambre Lausanne, den Philharmonikern von Brünn, Jena und Danzig, den Rundfunkorchestern von Sofia und Prag und den philharmonischen Orchestern von Gwangzhou und Seoul neben vielen anderen. Gern gesehener Gast ist Raoul Grüneis seit Jahren in Venezuela; er hat dort alle großen Orchester des Landes dirigiert; Höhepunkte waren eine Wagner-Gala mit Deborah Voigt, eine konzertante Siegfried-Produktion, eine Richard-Strauss-Serie und ein Bruckner-Zyklus.

Gastspiele führten Raoul Grüneis an die Opernhäuser von Graz, Dublin, das Nationaltheater Prag (Narodny Divadlo), die Staatsoper Hannover, das Nationaltheater Weimar und die Staatsoper Stuttgart, wo er mit Debussys Pelléas et Mélisande debütierte. Seit einer konzertanten Walküre beim Presidental Orchester in Ankara ist er diesem Ensemble als ständiger Gastdirigent verbunden und erarbeitet dort mit namhaften Solisten wie Idil Biret oder Isabell Faust vor allem Werke des deutschen Repertoires. Der Erfolg mit diesem Orchester war der Ausgangspunkt für seine Arbeit an den Opernhäusern von Ankara und Istanbul (Tannhäuser, Hoffmanns Erzählungen, diverse Konzerte).

Wichtiger Bestandteil seiner Tätigkeit ist außerdem die Arbeit mit Jugendorchestern; Vorbild hierfür ist die Begegnung mit dem venezolanischen „sistema“ und dessen Gründer Prof. Antonio Abreu; so leitet er zum Beispiel in diesem Sinne den Orchesterkurs der Meisterklassen des Hauses Marteau.